Der Wanderer

(D.Gödicke, 1982)

Es kam einmal ein Wanderer
spät abends in eine Stadt,
er sah sehr arm und müde aus
und hatt' das Wandern satt.

Er sucht` ein kleines Schlafgemach

kehrt` in ein Gasthaus ein,

bezahlte gleich die Nachtgebühr

und bestellte schweren Wein.

 
Der Wirt, der gar kein Dummer war

wusste sogleich Bescheid

und setzte sich zum Wand`rer hin

'nun klag mir mal Dein Leid'.

 
Der müde Mann begann sodann

aus seinem Leben zu erzählen,

ihn schien, so ging`s dem Wirt schnell auf,

sehr großes Leid zu quälen.

 
Er suche schon seit langer Zeit

eine schöne Melodei,

'Ich war mal`n guter Komponist,

doch das ist längst vorbei'.

 
Da fiel dem Wirt die Lösung ein:

'Ich bin gleich wieder da'

und trug sogleich vor seinem Bauch

eine Handharmonika

 
Der Wirt begann zu spielen,

der Wand`rer seufzte schwer,

'dass ich so Schönes hören durft,

das ist schon lange her'.

 
Drauf floss so manche Träne

Mitt`nacht war längst vergangen,

da hörte noch die ganze Stadt

wie beide herrlich sangen.

 
Am Morgen war der Wanderer

ein völlig neuer Mann,

'der Handharmonika verdanke ich,

dass ich wieder komponieren kann'.

 
Viel tausend schöne Melodien

hat er seitdem geschrieben,

die alte Handharmonika

hat ihm neues Glück beschieden